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Bilanz Sommer 2004

Die ersten Monate in diesem Jahr waren wunderbar. Das Alleinereisen war vorbei! Bis Ende Januar begleitete mich Karin durch Sizilien (war eine tolle Zeit!!). Dann besuchte ich für kurze Zeit die Sprachschule in Cefalu, Sizilien und anschliessend taten Dominik und ich uns wieder zusammen, um gemeinsam weiterzureisen. Von da an war das Reisen, wie soll ich sagen, irgendwie würziger. Seit ich nicht mehr alleine unterwex war, wusste ich, dass ich es immer vorziehen würde, gemeinsam zu reisen. Obwohl, auch das Alleinsein ist Gold wert, für eine Weile, als Erfahrung, als tiefe und wertvolle Erfahrung, aber nicht gedacht für einen Dauerzustand, nicht für mich. 

Dominik und ich verbrachten viel Zeit mit dem Aufsuchen von Startplätzen, dem Festhalten von GPS (Global Positioning System)-Punkten und dem Registrieren dieser Daten in einer riesigen Datenbank, welche Dominik angelegt hatte und wir auf unserer Homepage publizierten. Dominik nahm den Auftrag an, einen Reisebericht für Gleitschirmmagazine zu erstellen. Wir hatten viel zu tun und ich schätzte den Kontakt zu den vielen Gleitschirmpiloten, deren Freunde und Familie, die wir kennen lernten. Die Süditaliener sind enorm gastfreundliche Menschen. Nie hätte ich so viele Menschen auf diese lockere Art und Weise kennen gelernt, wenn ich weiterhin alleine gereist wäre. Ich genoss es und die Zeit bis zum Mai verging im Fluge. 

Anfangs Mai kehrte ich zurück aus Süditalien. Ich installierte mich mit meinem Womo auf dem TCS-Campingplatz am Zugersee und machte mich daran, einen geeigneten Job zu finden. Gleichzeitig meldete ich mich beim Arbeitslosenamt an, um für den Fall abgesichert zu sein, dass ich nicht so schnell etwas finden würde. Doch bald stellte sich heraus, dass mein Anspruch auf Unterstützung durch die Arbeitslosenkasse mit meiner zu langen Reise erloschen war. Nun gut, ich würde bestimmt wieder schnell eine Arbeit finden, so dachte ich. Es stellte sich allerdings heraus, dass dem nicht so war. Nichts als Absagen, nichts als Enttäuschungen. Ja, der Arbeitsmarkt hier auf dem Platz Zug war bzw. ist echt miserabel. 

Dafür war meine Wohnsituation nicht übel. Die erste Zeit auf dem Campingplatz genoss ich in vollen Zügen. Ringsherum die schönsten Spazierwege, jede Menge Leute, die mich besuchen kamen. Und nach anfänglich schlechtem Wetter wurde es im Juni ja immer schöner. Einzig ungünstig waren die relativ hohen Campingplatzgebühren. Ich bezahlte für einen Monat ca. 700.-- (für das kann man sich schon bald eine Wohnung leisten). Da kam Karin mit ihrem Angebot, bei ihr und Dani ein Zimmer mieten zu können mit quasi WG-Anschluss, gerade richtig. Bei Karin und Dani fand ich supernetten und grosszügigen Unterschlupf. Ich genoss den Sommer auf ihrem Sitzplatz und in ihrer Gesellschaft. Ich möchte euch beiden hier nochmals recht herzlich danken, dass ihr mich inklusive Hund so unkompliziert aufgenommen habt und mich habt teilhaben lassen an eurem Leben! Einfach superlieb! Sollte ich mich einmal revanchieren können... ihr werdet immer offene Türen oder einen Platz bei mir finden! 

Mein Womo sorgte in der Zwischenzeit in der Gemeinde Zug für ausgiebigen Gesprächsstoff. Durch mehrere Missverständnisse, Irrtümer und der Tatsache, dass es wenig Parkplätze hat, dort wo ich nun lebte, wurde mein sichteinschränkendes Womo zum regelmässigen Traktandumpunkt in der allwöchentlich stattfindenden Gemeinderatssitzung oder so. Auf jeden Fall fand das Thema erst Ruhe, als ich mein Womo nach Steinhausen auf einen regulären Parkplatz verschob. 

Der Sommer hier in Zug war sensationell. Ich traf viele Leute, unternahm jede menge schöne Wanderungen und Ausflüge, genoss das warme und schöne Wetter und natürlich meine Freiheit. Ich lernte sogar einen tollen Typen kennen, mit dem ich während guten zwei Monaten eine spannende Zeit verbrachte. Obwohl es nicht die grosse Liebe war, so war es doch eine wunderschöne Zeit, die ich in meiner Erinnerung als wertvollen Schatz hüten werde.  

Bei Bücher Balmer entstand die Chance, während guten vier Wochen die Ferienablösung für Suzana zu übernehmen. Ich freute mich riesig darauf. Ich hatte mittlerweile richtig Lust auf berufliche Herausforderungen! Auch durfte ich meinen Zorro mitnehmen. Jetzt, wo die Zeit bald vorbei ist, weiss ich auch, dass ich noch arbeiten kann (;-)) und dass auch Zorro bürotauglich ist. Na gut, bei Bücher Balmer sind die Leute halt einfach so cool und nett, dass es eben auch deswegen mit Zorro so gut klappte! 

Und dann kam die grösste Überraschung: Dominik lud mich ein, mit ihm erneut loszuziehen! Ich wusste noch genau, dass ich in diesem Moment gesagt habe, was richtig ist, wüsste ich nicht, aber wohin mein Herz mich ziehe und wonach ich mich sehne, das wüsste ich ganz genau. Klar, dass ich annahm! Ich war hier dermassen in der Schwebe, ohne Job und ohne Wohnung, ohne Aussicht auf beides, dass dieses Angebot gerade zur richtigen Zeit kam. Sollte ich im nächsten Sommer wieder hier stehen, so wird sich meine Situation nicht verschlechtert haben. Ich werde nach wie vor ohne Job und ohne Wohnung sein. Und wer weiss, wann ich wieder so eine Chance bekomme! Früher oder später stehe ich wohl wieder irgendwo in einem Job und dann werd ich mit Sicherheit nicht gleich wieder alles hinwerfen können und losziehen. Also? Also los! 

Einige haben für meine Entscheidung nicht allzu viel Verständnis übrig. Sie sagen schon, "das musst du selber wissen", aber denken tun sie: "die spinnt ja, die weiss nicht was sie will" oder sogar "die ist doch hörig!" Na ja, was soll ich dazu sagen? Ein bisschen spinnen tu ich schon, aber mal ehrlich, wer tut das nicht? "Sie weiss nicht, was sie will?" Oh doch, ich weiss ganz genau, was ich will. Nur ist es nicht immer einfach es auch zu bekommen. Manchmal muss man warten können, bis das Schicksal einem gütigerweise wieder einmal mehr die Hand reicht. Wenn es dann jeweils soweit ist, greife ich dankbar zu! Ob ich hörig bin? Nein, nur ziemlich vernarrt. Ich bin und bleibe ein eigenständiger und eigenwilliger Mensch. Wenn ich es mir erlauben kann, dass die Liebe über meinen Verstand siegt, dann bin ich darüber nicht unglücklich. Ich habe gelernt, nicht zu weit in die Zukunft zu schauen. Was für heute und für morgen stimmt, muss nicht für die Ewigkeit stimmen. Immer wieder werde ich mich neu entscheiden, welchen Weg ich gehe und ich hoffe, der Weg bleibt, wie er ist! Nämlich spannend und abwechslungsreich, voller Unbestimmtheit und voller Aussichten, der Horizont offen und weit. 

So, wieder einmal habe ich mein Inneres herausgekehrt und es hier niedergeschrieben. Wer weiss, vielleicht findet sich der eine oder andere darin wieder oder es hilft jemandem, ebenfalls seinen eigenen Weg zu gehen. Wenn das so wäre, dann wäre das schön! Ich liebe Offenheit und begrüsse sie auch bei allen anderen. Manchmal ist es hart, manchmal erstaunlich, doch immer echt und reich. Jeder soll auf seine Weise glücklich werden, oder?