Dominik Bernhard

 

 

Geboren am 9. Januar 1953

  -

Gestorben am 4. Juni 2006

 

 

 

Und meine Seele spannte 

weit ihre Flügel aus

 

Flog durch die stillen Lande, 

als flöge sie nach Haus

 

 

Mit diesen Worten beschrieb sich Dominik selbst als wir in unser UnterweX Abenteuer begannen:

Für Woodstock war ich noch zu jung. Jimmy Hendrix habe ich immerhin erlebt im Hallenstadion in Zürich, auch Joe Cocker and the Animals. In einer Zeit, als dies noch als aufmüpfig galt, hatte ich als Jugendlicher eine Pilzkopffrisur wie die Beatles. Doch ich war an den Opernhauskrawallen nicht dabei, und ich war nie mit einem VW-Bus auf Reisen.

 

Ich wurde ein ordentlicher Mensch. Studierte, heiratete, hatte Kinder, machte etwas Karriere, baute ein Haus, zahlte Steuern und liess mich dann auch scheiden. Stinknormal, absolut in Ordnung.

 

Und irgendwie war mir stets bewusst, was mir heute klar ist: dass ich viel verpasst habe. Ich tat vieles, was ich gar nicht wollte, und ich unterliess vieles, das ich eigentlich wollte.

 

Doch nun bin ich alt. Alt ist man, sobald man nicht mehr die Jahre zählt, die hinter einem liegen, sondern den Blick auf die möglicherweise, hoffentlich oder vielleicht noch verbleibenden richtet. Und dann sieht plötzlich alles anders aus.

 

Ja, ich versuche etwas nachzuholen von dem ich glaube, dass ich es früher hätte tun sollen: mein Leben so zu führen, wie es mir entspricht. Dazu musste und muss ich noch heute lernen herauszufinden, was ich wirklich will. Und es dann auch verwirklichen, leben, und feststellen, dass es anders ist, als ich es mir eigentlich vorgestellt habe.

 

Neues kennen lernen, die eigenen Grenzen ausloten; gleichzeitig die innere Ruhe suchen, das Gleichgewicht. Das ist das Spannungsfeld, in welchem ich heute mich selbst erlebe. Ich wurde ruhiger und ausgeglichener, doch ich glaube nicht, dass ich glücklicher wurde.

 

Bin ich ganz einfach auf einem neuen Irrweg? Ich weiss es nicht. Aber eines ist sicher: ich bin unterweX.

 

Geschrieben, irgendwann im Frühling 2003


Dominik starb am 4. Juni 2006

Als ich die  obigen Sätze lass, nachdem Dominik „nach Hause“ gegangen war und nach langer Zeit wieder einmal, dachte ich, er hat es gewusst, irgendwie... und er hat sich, trotz seinen Worten, selber gut gekannt...

 

Auch Dominik war ein Suchender. Ich wusste das lange nicht oder hab es nicht wirklich erkannt. Dominik war auf der Suche nach sich selbst und nach der Liebe für sich selbst.

 

Und er hat sich und diese umfassende Liebe gefunden. Ich hätte es ihm und mir und vielen anderen gerne gegönnt, dass er das, was er gefunden hat, noch lange hätte leben und weitergeben können. Doch es sollte nicht so sein. Vielleicht spart er sich all seine Entdeckungen und Erkenntnisse für ein anderes Neues Leben auf!? Wer weiss!

 

Alle jene, die ihn noch sahen in seinen letzten Tagen und Wochen in Brunnen, haben wohl feststellen können, dass Dominik den Blick nach innen gewandt hat und dort das gefunden hat, wovon wir alle im Grunde träumen: nämlich Stille und Frieden. Er hat es zudem fertig gebracht, diese Welt mit einigen, die, teilweise schicksalsgefügt, teilweise hergebeten, Zeit fanden und Willens waren, hinzuhören in die Stille und hinzusehen in sein und ihr Herz.

 

Nicht immer war dieser Frieden und diese Stille da. Es gab ganz elende Zeiten, mit viel Schmerz, mit Nichtakzeptieren, mit Nichtbegreifen. Aber irgendwann, Schritt für Schritt fand er dorthin, wohin es uns alle zieht. Und jetzt ist er definitiv dort in dieser Welt.

Wenn auch für mich immer noch unwirklich, weil so endgültig. Und hier drin liegt wohl ein Irrtum. Nichts ist endgültig - Alles ist in einem ewigen Kreislauf, getragen vom Seelentanz: das Wasser, die Blumen, Tiere und wir Menschen. Wir kommen und gehen, kommen wieder und gehen wieder. Nur vergessen wir dies im Laufe des Lebens und hängen unser Herz an Jahre, die wir zählen und bilanzieren. Wenn wir uns doch nur bewusst wären, dass alles, jenseits des Materiellen, jenes mit grosser Tiefe und grenzenloser Liebe ewig Bestand hat, so würden wir wohl etwas von der Ewigkeit verstehen.

 

Dominik hat die letzten sieben Monate so intensiv gelebt wie wohl nie in seinem Leben. Und dies ohne in der Weltgeschichte rumzureisen und ohne die Gipfel der Berge mit seinem Gleitschirmflügel zu kratzen. Er lebte sie im Kontakt mit den Menschen, mit dem Blick nach innen und mit vielen vielen Fragen. Er versuchte immer wieder im Moment zu sein, das Jetzt bewusst zu erleben. Und es gelang ihm immer besser.

 

Dass er in seiner Todesstunde sagen konnte: ich lasse jetzt los und sich bei seinen Söhnen bedankte, dass sie gekommen sind, das sagt, meiner Meinung nach, mehr aus als tausend meiner Sätze!!

 

Dominik war nicht perfekt, bzw. er war es auf einer Leistungsebene sehr wohl, und auf der seelischen Ebene sowieso. Doch als Mensch hatte er, wie wir alle, seine Ecken und Kanten, seine Glanzstellen und seine Verletzungen. Es dauerte einige Zeit, bis erst ich und dann auch er, erkannten, dass er auf der Suche nach der grossen und umfassenden Liebe war. Dominik suchte sich für dieses Leben eine schwierige Aufgabe aus, die er aber, so denke ich, in seinen letzten Tagen ganz ausserordentlich meisterte.

 

Das wundervolle an der tragischen Geschichte Dominiks ist, dass wir alle, die wir teilhaben durften, von dieser Liebe und seinem Weg lernen durften. Allen voran wohl ich selbst. Meine Liebe zu Dominik wuchs mit seiner Krankheitsgeschichte, wuchs und wurde grenzenlos. Heute weiss ich, was Liebe ist, ich habe sie, dank Dominik, erfahren, auch wenn ich sie nicht definieren kann oder mag. Aber sie ist mir begegnet und ich weiss, dass auch Dominik diese Liebe gefunden hat.

 

Dominik, ich danke dir, für all das, was du mir und uns allen gegeben hast. Es war endlich viel!

Du wirst in unseren Herzen auf ewig weiterleben und uns immer an die Werte des inneren FRIEDENS, der LIEBE und der STILLE erinnern.

Du hilfst uns, den Blick nach innen zu richten und uns der Vergänglichkeit allem Irdischen und Materiellen bewusst zu sein.

 

Dominik, ich liebe dich und ich wünsche dir weiterhin den tiefen Frieden, den du in der Stille gefunden hast!

Silvana


"... auf den Rücken des Windes gestiegen..."

Du bist göttlich, ein grossartiges Wesen,

das ein Spiel spielt, um ein Gefühl zu erfahren.

Und wenn du in deinem Körper

und in dieser Art der Gefangenschaft müde bist,

dann wirst du das Selbst erfüllen

und auf den Rücken des Windes steigen

und von diesem Ort an einen anderen Ort weggehen -

einfach so!


Dominiks Asche wurde auf dem Zugerberg, unter der Hochwacht-Linde, welche zuoberst auf dem Hügel hinter dem Startplatz steht, verstreut.

Von dort geniesst man einen 360° Rundblick. Bei guter Sicht sieht man die höchsten Spitzen des Jura, einen grossen Teil der Alpenkette inkl. Eiger, Mönch und Jungfrau. Man blickt auf das Zugerland, in's idyllische Ägerital und der Startplatz liegt einem quasi zu Füssen.