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Schweizerische Neuorientierung

++ 3. April 2007 ++ Rundschreiben Unterwex ++ Schweizerische Neuorientierung ++

Die News-Seite scheint sich zu bewähren. Auch wenn ich die Rundschreiben wieder wie üblich verschicken kann, werde ich diese Seite beibehalten. So lassen sich meine "Eskapaden" besser verfolgen... auch für mich... ;-))

 

Nun, seit einiger Zeit befinde ich mich wieder in der Schweiz. Aber der Reihe nach. Am 3. Februar erhielt ich von meiner Mutter einen Anruf. Sie würde am folgenden Montag operiert werden. An der Blase. Krebs. Bums. So etwas erwartete ich nicht! Nein! Obwohl, wenn man sich das Ärgste ausmalen wollte, dann würde man wohl mit "irgendsowas" rechnen. Trotzdem, nicht schon wieder Krebs! Zur Operation würde ich es eh nicht nach Hause schaffen. Also wartete ich den Befund ab. Der war allerdings nicht gerade erheiternd. Der Krebs erwies sich als recht aggressiv und über die Schleimhaut hinauswachsend. Aus dem Internet entnahm ich die Information, dass, wenn der Muskel befallen ist, die ganze Blase entfernt werden müsse. Das Gespräch mit dem zuständigen Urologen ergab zwar, dass dies vorläufig noch nicht angesagt sei. Der Arzt erklärte mir, dass er mit einer zweiten Operation hoffe, den restlichen Krebs herauskratzen zu können. Trotzdem beschloss ich, nach Hause zu fahren. Es machte ja keinen Sinn, so weit weg zu sein, sich Sorgen zu machen, und zu Hause sitzt meine Mutter und bräuchte dringend ein wenig moralische Unterstützung. Am 13. Februar schiffte ich mich ein mit direkter Route nach Civitavecchia. Zwei Tage später war ich wieder in der Schweiz. Nach dreieinhalb Monaten!

 

Meine Mutter wurde am 12. März noch einmal operiert. Erfolgreich. Und ein CT, das zwischenzeitlich gemacht wurde, zeigte keinen Metastasenbefall. Juhui! Soweit alles bestens. Meine Ma wird nun in regelmässige Nachkontrollen gehen müssen. Aber ein erneutes Ausbrechen des Krebs würde auf alle Fälle rechtzeitig entdeckt werden.

 

So. Und ich? Während der Wochen, die ich hier in der Schweiz verbracht habe, machte ich mir viele Gedanken über meine Zukunft. Sollte ich mich hier in der Schweiz, in Zug niederlassen? Hier sein für alle Fälle? Das Reisen vorderhand aufschieben? Job und Wohnung suchen? Schwierig! Jedesmal, wenn ich eine Wohnung anschauen gehe, die mir erstmal gefällt, überfallen mich schon bald regelrechte Ängste. Wie soll das gehen? Ich kann nicht mehr zurück. Ich kann doch nicht mehr in diesen Bahnen leben! Mittlerweile habe viele Varianten durchgespielt, mit vielen Menschen geredet. Bin aber noch immer zu keinem Punkt gekommen. Offenbar bin ich noch nicht soweit. Ich verspüre ein starkes Bedürfnis nach Ruhe und Zurückgezogenheit. Merke auch, dass ich durchaus wieder Lust auf "Haus & Garten" habe. Aber eben, ein Leben in der Schweiz ist teuer. Ein Leben in der Schweiz bedeutet wieder zurück ins normale Erwerbsleben, in den üblichen Rhythmus. Dinge, die mir Angst machen. Ob ich das schaffe? Ich weiss es noch nicht und werde mir weiterhin Zeit lassen.

 

Die letzten Wochen habe ich bei meiner Mutter in Steinhausen gewohnt. Aber auf Dauer geht das nicht. Bei aller Liebe, aber da sind wir zu verschieden. Ziemlich sicher gehe ich einfach wieder auf den zugerischen Campingplatz, bis ich mich entschieden habe, wie und wo es weitergeht.

 

Während der Reise mit Henny und Rainer habe ich viele wertvolle Erfahrungen machen dürfen. Ich habe mich neu kennen gelernt. Habe erfahren, wo meine Grenzen sind, weiss nun, dass ich meine Bedürfnisse durchaus durchsetzen kann und wie ich mich abgrenzen kann. Ich bin den beiden sehr dankbar. Vor allem für die Zeit, in der ich sie wirklich brauchte. Sie waren so liebenswürdig und hilfsbereit! Sie begleiteten mich bis zur Zollabfertigung in Tunis. Halfen mir, wo und wie sie nur konnten! Am Anfang hatten wir durchaus unsere Schwierigkeiten. Wenn Individualisten sich zusammenraufen müssen, dann geht das nicht ohne Auseinandersetzung. Nach einigen Wochen ergab es sich dann aber mehr und mehr. Wir lernten unsere Macken kennen und tolerieren. Heute, mit einigem Abstand gesehen, denke ich, dass wir unsere Sache recht gut gemacht haben. Wir hatten viele wertvolle Gespräche und mit Henny machte ich einige tolle Ausflüge. Ich würde jederzeit mit Ihnen wieder losziehen.

 

Allerdings stellte ich auch fest, dass mir das Reisen an sich, hier in Südeuropa, zu langweilig ist. Mir fehlt die Action mit der Gleitschirmfliegerei! Wenn schon Reisen, dann richtig. Dann will ich fremde Länder kennenlernen. Neue Kulturen, unbekannte Ecken, ungewohntes Terrain und fremde Menschen. Nur einfach so im Süden den "Winter abhängen", das reicht mir nicht! Hinzu kommt, dass das Reisen alleine, wenn auch in der Gruppe, halt einfach nur halb so lustig ist. Aber das gilt wohl nicht nur für’s Reisen, sondern überhaupt für das Leben. Zu zweit verdoppeln sich die Freuden - sie vervielfachen sich sogar! Und Sorgen lassen sich teilen und lösen sich vielleicht sogar auf. Nun, vielleicht muss ich dies lernen. Wer weiss.

 

Ich werde sehen, wohin mein Weg mich weiter führt. Vorab passt es sehr, dass ich hier bin. Ich hätte für gewisse administrative Dinge sowieso heimkommen müssen. Jetzt ist sogar schon meine Steuererklärung erledigt!

 

Den letzten Tunesien-Bericht habe ich fertig gestellt bzw. ergänzt, endlich. Allerdings sind grosse Lücken vorhanden. Zuviel habe ich in der Zwischenzeit vergessen!

 

Ich schreibe diese Zeilen während draussen kühle Frühlingswinde durch die Gassen jagen. Ich schätze es, Jahreszeiten zu erleben und ich freue mich auf den Frühling. Jetzt, wo es meiner Mutter wieder viel besser geht, darf ich dies wohl unbeschwerter geniessen! Sobald ich weiss, wie und wo es weitergeht lass ich wieder von mir hören.

 

Bis bald liebe Leute! Blibet gsund und zwäg!

Silvana