Teil 1: die philosophische Sicht: Noch knappe 2 Monate bis zur Abreise! Der Zeitpunkt, wo mein jetziges Leben endet und das Neue anfängt
naht! Eigenartig, dass sich nicht einfach ein absolutes Hochgefühl angesichts der Wahnsinnsfreiheit, auf Reisen gehen zu können, einstellt.
In mir herrschen im Moment zwiespältige Gefühle vor. Einerseits hänge ich sehr an meiner Familie, meinem Job, meinen Freunden, meiner Wohnung und ja, auch meiner Heimat, dem Zugerland. Auf der
anderen Seite ruft das Abenteuer, das Unbestimmte und wohl ziemlich Verrückteste, was ich überhaupt jemals getan habe. Ich meine, natürlich war ich auch schon früher auf Reisen, damals 1995 in
Neuseeland und der Südsee, für ein halbes Jahr.
Doch jetzt ist alles anders. Abreise und Reisevehikel sind fix. Alles andere ist offen, wohin wir gehen, wann wir wo sein werden, wo wir wie lange bleiben ist noch nicht bestimmt. Wie lange es
dauert? Keine Ahnung! Soweit es reicht, das Geld, der Mut, die Zuversicht und wohl auch die Lust.
Ich meine, früher bin ich des öfteren "abgehauen". Aber da war es eben genau in diesem Sinne: Abhauen. Entweder stimmte der Job nicht oder die Partnerschaft, vielleicht aber auch nur fehlende
Abwechslung? Wer weiss? Auf alle Fälle Fluchtgedanken.
Doch jetzt, keine Fluchtgedanken plagen mich, im Gegenteil, noch nie stimmte soviel wie heute und trotzdem geh ich weg. Wieso? Das ist die grosse Frage, wieso mach ich das? Ich werd das hier
versuchen zu beantworten. Wen interessiert es? Wohl kein Schwein. Aber das ist eigentlich egal. Die Homepage (übrigens eine üble Idee, will wohlüberlegt sein, das sag ich euch, welch
Zeitverschleiss!) hat neben ihrem Effekt, Zeit zu fressen auch ihre guten Seiten (hä?). Ja, für mich war und ist es noch, eine Möglichkeit, mich mit der bevorstehenden Reise auseinander zu
setzen.
Nun also, wieso? Im Grunde betrachte ich es als Chance. Das Leben besteht, meiner Meinung nach, aus lauter Chancen, aus lauter Gelegenheiten, verpassten wie auch genutzten. Wohin mich das Leben
führt, wenn ich eine ergreife weiss ich nur, wenn ich es tue.
Mir ist bewusst, dass ich privilegiert bin. Ich bin privilegiert, weil ich gesund bin, weil ich jung bin, weil ich unabhängig bin und aus noch vielen anderen Gründen. Wie dumm und
verschwenderisch, wenn ich doch dieses Privileg, was ich als Basis und eine Art Gabe betrachte, nicht nutze. Ich bin enorm dankbar für das, was ich habe und mag nicht dem nachtrauern, was ich
nicht habe, denn das, was ich habe, ist doch allerhand!
Der Grund, wieso ich bald nur noch unterwex sein werde und ohne festes Domizil liegt vielleicht aber auch in einem Nomaden-Gen, welches sich über zig-Jahren hindurchgeschleust hat und nur darauf
gewartet hat, sich endlich zu manifestieren. Wenn ich es recht überlege, liegt diese Erklärung ziemlich nah, denn seit ich hier als Silvana über die Erde wandle, bin ich mehr als 25x umgezogen.
Na, wenn das kein Beweis ist!
Eine andere Motivation liegt in der Abenteuerlust. Zu schauen, was hinter der nächsten Ecke ist, immer weiter zu gehen und zu entdecken, was (von mir) noch nicht entdeckt wurde und zu suchen ohne
eine Ahnung davon zu haben, was ich finde könnte, finde ich spannend. Also, ich bin schon mitten im Suchen und Finden! Das ist für mich das grosse Abenteuer: Neue Wege gehen, neue Wege suchen,
Wege und Möglichkeiten finden und vielleicht sogar ein bisschen mich selbst dabei finden...
Teil 2: Tagtägliches Allerlei: Seit längerer Zeit weiss ich ja, dass es losgeht, seit einiger Zeit weiss ich, dass es am 1. April 2003
losgeht und seit kurzem (seit Jahresbeginn) weiss ich, dass es schon bald losgeht! Genauso erging es mir mit der Planung dieser Reise. Ewig liegt es in ferner Zukunft und plötzlich vor der Türe.
Also seit etwa Weihnachten, als ich anfing, diese Homepage zu machen, rückte alles in spürbare Nähe, die Kündigungen für Job und Wohnung waren erledigt. Endlich kamen wir in die Gänge und fingen
an, konkret uns zu überlegen, ja, was denn, wie denn, wo denn! Seither nimmt es tagtäglich Formen an. Teile für den Camper mussten noch besorgt, gewisse Versicherungen, Verträge aufgelöst und
umgestaltet werden, Bankregelungen eingerichtet werden usw.
Schritt für Schritt geht's auf die Deadline zu und das Gefühl dabei ist wie, ja wie denn, schwer zu sagen. Mit einem Bild würde ich es so ausdrücken: Ich sitze auf einem Floss, das Wasser im
Fluss fliesst immer schneller, zwar hab ich nach und nach mich besser eingerichtet, sprich, Ballast abgeworfen, passende Segel gesetzt, weiss woher der Wind bläst und um welche nächste Kurve mich
das Floss trägt, aber ob das Ding hält und wie weit und was hinter der nächsten Kurve echt auf mich wartet, da hab ich nur eine vage Ahnung! Aber gespannt bin ich wie ein Bogen und bereit wie
Pfeil! Ha!
Teil 3: Wie fing das alles eigentlich an?: Also, das war so. Dominik gestand mir eines Tages, welchen Traum er insgeheim hegt, nämlich, alles
stehen und liegen lassen und auf Reisen gehen. Mit einfachem Budget auskommen, die Freiheit geniessen und sich die grosse weite Welt zur Heimat machen. Anders gesagt, nichts haben heisst alles
haben. Bei mir kam das an wie die Nachricht einer guten kleinen Fee, welche spricht: du hast einen Wunsch frei, er sei dir gewährt! Das, wovon ich schon immer geträumt hatte, aber in so weite
Ferne gerückt war, dass ich mich schon fast gar nicht mehr daran erinnert hätte, kam plötzlich in greifbare Nähe! Wow! Da war er bei mir an der richtigen Adresse! Natürlich, sofort, warum auch
nicht! Was könnte mich hindern, so eine nette, verrückte, kleine grosse Idee in die Tat umzusetzen? Nichts!
Teil 4: Was sind meine geheimen Hoffnungen: Dass der Süden mich mit seiner warmen grossen Offenherzigkeit in die Arme schliesst und sagt,
herzlich willkommen! Ich hoffe, dass Europa doch nicht so klein ist, wie das im Internet immer so erscheint. Hoffe auch, dass sich mein ureigener Rhythmus zurückmeldet und mich genussvoll durch
die Zeit geleitet. Wünsche mir viele nette Menschen und eine Vielfalt von Sichtweisen kennen zu lernen, ganze andere Lebensmöglichkeiten ins Auge fassen zu können und auf ganz andere Ideen zu
kommen!